Geschichte von Münster

Auffallend ist der vom Lateinischen herkommende Name Münster (Monasterium = Kloster) inmitten der alemannischen Dorfnamen des Obergoms auf '-ingen'. Nach alter Tradition stand vor 1233 im Oberdorf ein Kloster und der heute noch bestehende Turm könnte von dieser Anlage herstammen. Von 1281 an trat auch der Name Conches oder Gomes auf, der bis gegen Ende des 18.Jahrhunderts mit dem Namen Monasterium wechselte. Das Dorf gab damit dem obersten Zenden den Namen Goms und führt auch das Wappenzeichen des ersten bekannten Zendensiegels von 1368 als Gemeindewappen.

"Kilcheri" Münster

Im Mittelalter umfasste die Grosspfarrei Münster alle Dörfer zwischen Oberwald und Selkingen. Nach der Überlieferung ist die Peterskirche die alte Pfarrkirche. Vielleicht war die Marienkirche am östlichen Dorfrand ursprünglich Gotteshaus der Klostergemeinschaft, die sich der Pilger und Reisenden annahm. Vom Ende des 17. Jahrhunderts an begann, meist gegen den heftigen Widerstand der Mutterkirche, die Loslösung der heutigen Nachbarpfarreien. Durch das Gebiet der "Kilcheri" führten nach allen vier Himmelsrichtungen Handelswege. So stand man in reger Beziehung mit der jungen Eidgenossenschaft oder mit Oberitalien. Es ist daher nicht verwunderlich, dass hier oben eine frühe Entwicklung zur Freiheit einsetzte, so dass der Ort und seine benachbarten Dorfschaften zur Wiege der Freiheit und Unabhängigkeit des Landes wurden.

Gotik und Barock in den Sakralbauten

Vor allem nach dem 15. Jahrhundert ist die kulturhistorische Geschichte beachtenswert. Aus der Zeit der Spätgotik stammt der berühmte Hochaltar von Jörg Keller aus Luzern aus dem Jahre 1509. Kunstkenner zählen ihn zu den schönsten spätgotischen Altären der Schweiz. Geprägt hat unser Dorf aber vor allem die Barockzeit des 17. und 18. Jahrhunderts. Man baute die prächtige Liebfrauenkirche und stellte die wuchtigen Barockaltäre hinein. Auf dem Biel wurde die kleine Antoniuskapelle durch eine grössere ersetzt. Auch im Unterdorf musste eine ältere Kapelle der neuen St.Margarethenkapelle Platz machen.

Familie von Riedmatten

Von grosser Bedeutung für den Ort wurde ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die berühmte Familie von Riedmatten. Sie stellte nicht bloss eine ganze Reihe hoher Beamter, sondern von 1565 bis 1701, bis an Hildebrand Jost von Münster/Geschinen, die Fürstbischöfe von Sitten. Ihr Herrenhaus war der Mittelpunkt des heutigen Hotel Post mit Kapelle und Sälen.

Siedlung

Von den prächtigen Profanbauten aus der Barockzeit sind zu nennen:

  • das stattliche Haus des Meiers und Landvogts Imoberdorf westlich der Kirche
  • das Stammhaus der von Riedmatten "im Feld", in dem der grosse Kaspar Stockalper seine Verlobung mit Cäcilia von Riedmatten feierte
  • das behäbige Stammhaus der Meier und Landvögte Jergen unterhalb des Hotel Post
  • das mächtige Haus der Meierfamilie Imsand im unteren Dorf

Wohl setzte die Französische Invasion von 1799 der Weiterentwicklung ein Ende und brachte dem Dorf und der Talschaft eine schwere Verarmung. Aber zum Glück hat das Dorf seine Gestalt aus der Zeit des Barocks weitgehend bewahrt. Insbesondere die letzten Jahrzehnte haben den Wert der althergebrachten Kulturgüter erkannt.

Münster heute

Der nach der Barockzeit festzustellende Stillstand wurde erst durch den Bau der beiden wichtigen Verkehrsträger MG-Bahn und Kantonsstrasse durchbrochen. Erste touristische Ansätze wurden durch den Beginn des 2.Weltkrieges jäh gestoppt. So blieb Münster bis gegen Ende der sechziger Jahre ein typisches Walliser Dorf mit fast hundertprozentiger landwirschaftlicher Ausrichtung. Mit der "Entdeckung" des Goms als "Eldorado des Langlaufs" setzte eine rasche touristische Entwicklung ein. Die Bewahrung des Ortsbildes und die Erhaltung einer intakten Landschaft bildeten wichtige Eckpfeiler dieses Wandels. Diese Zielsetzung konnte bisher weitgehend erreicht werden. So hat sich Münster im  Verlauf der letzten Jahrzehnte vom Bauerndorf zu einer Gemeinde mit vorwiegend touristischer Ausrichtung entwickelt. Gewerbe und verschiedene regionale  Dienstleistungsbetriebe stellen Arbeitsplätze zur Verfügung.

(Auszug aus dem Festführer zum Oberwalliser Musikfest 1991 in Münster; Bacher Valentin / Jergen Silvan)